Richard Scott ist Komponist und frei improvisierender Musiker, er lebt und arbeitet in Berlin.

Heft 5

Improvisierte Musik analysieren und deuten

August 2014

ISSN 2191-253X

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Free Improvisation and Nothing: From the Tactics of Escape to a Bastard Science

von Richard Scott

Zusammenfassung.

Der Aufsatz beginnt mit der Beobachtung, dass viele frei improvisieren­de Musikerinnen und Musiker auf Konzepte von "Nothingness" (dem Nichts) und Nichtidiomatik rekurrieren, und damit die Beschreibung und Darstellung ihrer Arbeit eher verhindern als ermöglichen. Um den taktischen und strategischen Motiven, welche sich hinter diesen Negationsbeschreibungen verbergen könnten, nachzugehen, werden Konzepte und Metaphern von "Nothingness" thematisiert, unter anderem Raum, Leere und Freiheit. Der problematische Gedanke der grundsätzlichen 'Unmöglichkeit' von Improvisation (Derrida) und ihre Bewertung als ein Modus von Variation (Landgraf) werden kritisch beleuchtet. Eine Reihe von alternativen Konzepten die eher das Potential der Improvisation betonen, neue und unvorhergesehene Formen zu entwickeln (wie die Orientierung an Prozessen, an Mitbestimmung, an (sozialer) Spannung und an Molekularität) werden diskutiert.

 

Abstract.

Beginning with the observation that many free improvising musicians employ the concepts of nothingness and negation of idiom to avoid rather than facilitate the description or representation of their work, the author considers some tactical and strategic motives for such negations. Concepts and metaphors of nothingness are considered, including space, emptiness and freedom. The problematic concepts of improvisation's "impossibility" (Derrida) and of its identification as a mode of variation (Landgraf) are critically evaluated. A series of alternative concepts are discussed, including itinerancy, co-determi­nation, friction and molecularity, which seek to emphasise improvisation’s potential for creating new and unprecedented forms.